Leben und Tod

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„Wer Leben kann, kann auch Sterben: Das ist Gesetz.“
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Drei Frauen Mitte Zwanzig, zwei zierliche Blonde, eine Hochschwangere mit langen schwarzen Haaren, sitzen beim Mittagessen zusammen.

Frau 3: In welcher Woche bist du jetzt genau?

Frau 1: In der 17.

Frau 3: Plus?

Frau 1: 1 oder 2.

Frau 3: Dann bist du ja schon im vierten Monat!

Frau 1: Ja, man sieht noch nichts.

Frau 3: Zugenommen hast du nicht, oder?

Frau 1: Nee, nicht.

Frau 2 (zu Frau 3): Bei dir ist das ganz plötzlich gekommen, oder?

Frau 3: Ich habe nur ein Kilo in den ersten drei Monaten zugenommen.

Frau 2: Nein, ich meinte, dass man den Bauch sieht.

Frau 3: Ja, das kam über Nacht.

Frau 1: Lange konnte man nicht sicher sagen: Ist sie schwanger, oder nicht?

Frau 2: Auf dem Bauch schlafen geht aber nicht mehr, oder?

Frau 3: Doch, so seitlich. Aber die letzten Nächte kann ich gar nicht mehr schlafen.

Frau 1: Ich habe mich schon gewundert, dass du noch wach warst. Ich bin ja ein Nachtschwärmer mit Hassan. Hassan und ich zusammen wir vergessen an einem Tag die Zeit und bleiben bis 2 Uhr wach, am nächsten Tag gehen wir dann um 10 ins Bett.

Frau 3: Gestern habe ich geträumt, dass Kerim mit einer anderen rummacht. Ich bin aufgewacht und habe mich so aufgeregt. Dabei hat er noch am Abend vorher zu mir gesagt, wie sehr er mich liebt und wir zusammen gehören und ich habe gesagt, dass ich immer nur an Kerim denke. Er hat gesagt: „Reg dich bitte nicht auf, sonst kannst du nicht schlafen“.

Frau 1: Lustig, da ist so eine Angst da, die ich früher nicht hatte.

Frau: 2: Ich habe voll Angst, den Kerim zu verlieren.

Frau 1: Ich träume auch ständig komische Sachen. Letzte Nacht habe ich geträumt, dass wir ein fremdes Kind aufgenommen haben. Es war sehr schlecht von den Eltern behandelt worden und deswegen schwierig. Hassan hat gesagt: „Wir müssen das Kind zurückgeben. Ich will kein gebrauchtes Kind“. Das war schrecklich.

Frau 3: Ich habe momentan einfach voll Angst.

Frau 2: Ich habe mal gelesen, dass Gedanken an den Tod normal sind, wenn ein neues Leben entsteht. Wer Leben kann, kann auch Sterben: Das ist Gesetz.

Frau 1: Ich denke manchmal daran, weil wir immer älter werden. Jetzt bekommen wir schon Kinder!

Frau 2: Meine Mutter sagt: Hauptsache es geht DIR gut, dann kommt das Kind.

Frau 1: Jede Mutter denkt eben zuerst an IHR Kind.

Frau 3: Ich habe Kerim gefragt: „Wen würdest du retten? Mich oder das Kind?“ Er hat zu mir gesagt: „Dich natürlich, aber das müssen wir dem Kind ja nicht verraten.“ Ich habe gesagt: „Ich würde euch beide retten.“

Frau 2: Ich glaube, es gibt nichts Schlimmeres, als wenn das Kind stirbt.

Frau 1: Ich bin der Meinung, dass die Eltern sterben, wenn das Kind stirbt. Die Beziehungen gehen dann häufig kaputt. Oft passiert ja auch etwas, dass das Kind zum Beispiel in einen Teich fällt, während der eine aufpassen sollte. Wenn der Partner stirbt, halten das Kind und der andere aber eher zusammen, die Beziehung wird dann noch enger.

Sprachnachrichten

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Sprachnachricht
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Eine Abiturientin sitzt allein im vollbesetzten Café. Sie trägt Jeans, einen hellblauen Pullover, braune Stiefel, die Haare zum strengen Pferdeschwanz gebunden, dicke Brille, die Fingernägel rot lackiert. Während sie auf eine Freundin wartet, holt sie ihr Smartphone aus der Tasche und beginnt laut und deutlich hineinzusprechen:

Der Oma geht es nicht sehr gut. Die hat einen Katheter gelegt bekommen und das Sitzen tut ihr mega weh. Die würde sich auf jeden Fall sehr freuen, wenn ihr euch mal bei ihr meldet. Also meldet euch mal! Liebe Grüße!

Sie sendet die Sprachnachricht ab und beginnt dann wieder ins Smartphone zu sprechen:

Mein Schatz. Ich habe gerade erst gelesen, dass es dir so schlecht geht. Ich hoffe, es ist schon etwas besser! Mein Vater hat die echte Influenza. Dem ging es mega schlecht. Der lag nur im Bett und konnte sich gar nicht bewegen. Aber inzwischen geht es wieder etwas besser.

Ich hoffe, du hattest schöne Karnevalstage mit deinen Jungs. Bei mir war es sehr cool. Ich habe zweimal gekotzt, einmal in die Bahn. Das war nicht so cool. Und am Freitag in dieser Stadthalle war es super scheiße. Wir haben uns vorher nicht erkundigt. Die Getränke waren da super teuer. Wir haben kaum etwas getrunken.

Ich hoffe, dir geht es gut. Grüße mal deine Eltern und die Jennifer von mir. Ich hab dich mega lieb.

Sie küsst das Smartphone, schickt die Nachricht ab und legt es auf den Tisch.

Kein Erziehungserfolg!

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Eine junge Mutter sitzt mit ihrem einige Monate alten Baby und einer Freundin bei zwei Tassen Cappuccino zusammen. Sie mit grauem Wollpullover in Übergröße und Ugg Boots. Die Freundin ist komplett in schwarz gekleidet und hat ihre Haare zu einem dünnen Dutt am Hinterkopf gebunden.

Junge Mutter: Ich glaube, es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt für mich, mit dem Abpumpen anzufangen.

Freundin: Du musst schon eine Weile pumpen, bis der Spendereflex einsetzt. Es ist etwas ganz anderes, ob die Pumpe oder das Kind saugt. Das ist aber eigentlich eine super Pumpe!

Junge Mutter: Ich habe überlegt, mir eine Elektropumpe verschreiben zu lassen.

Freundin: Ich fand das total gut mit der Handpumpe.

Junge Mutter: Meine Frauenärztin meinte, es ist oft auch Kopfsache bei den Frauen dass sie das eigentlich nicht wollen und es deswegen nicht funktioniert, egal mit welcher Pumpe. Aber ich wollte es trotzdem mit der Elektropumpe ausprobieren. Und es hat funktioniert. Es ist auch beruhigend zu sehen, wie viel da in zehn Minuten rauskommt. Ich denke jetzt: Okay, das ist eine ganze Menge. Vorher habe ich beim Stillen immer gedacht: In nur fünf Minuten kann sie doch nicht satt werden.

Freundin: Probier die Handpumpe nochmal! Ich fand die so schön. Nicht, dass du denkst, ich hätte dir irgendeinen Schrott gegeben. Wie geht es dir denn?

Junge Mutter: Sie schläft halt nur zwei bis drei Stunden am Stück. Ich habe mir immer Gedanken darüber gemacht, ob ich irgendetwas falsch mache. Alle zwei, drei Wochen habe ich so einen Ausflipper, ich kann dann nicht mehr. Tagelang bin ich ganz normal, weil ich alles kompensieren kann. Für Marius ist das immer ein Schock, wenn ich dann plötzlich ausraste. Inzwischen habe ich mich aber damit abgefunden. Es wird etwas besser, weil ich geschnallt habe, dass es kein Erziehungserfolg ist, wenn dein Kind länger schläft. Es ist eben entweder so oder so.

Freundin: Es ist auch nicht normal, dass ein Kind zehn Stunden am Stück schläft. Ich habe dir ja von dem Baby meiner Schwiegermutter erzählt. Die hat immer geschlafen, immer, in der Tasche, überall. Die ist auch heute noch so, sitzt einfach ruhig da, schon auch ein bisschen kümmerlich.

Junge Mutter: Ich denke: Dafür haben wir sonst so ein Glück. Alles ist super. Aber wenn eine in den Raum kommt mit strahlenden Augen und sagt: „Mein Kind schläft schon durch“ – das setzt die anderen unter Druck. Ich bin in so einem Babykurs. Die Frau, die den leitet, hat auch gesagt: „Das ist kein Erziehungserfolg“.

Freundin: Schläft sie bei euch im Bett?

Junge Mutter: Ja. Am Anfang hatte ich sie in der Babybay neben unserem Bett. Aber irgendetwas in mir hat gesagt: „Hol sie wieder zu dir!“ Es nervt mich, dass das mit dem Schlafen immer thematisiert wird. Gestern habe ich mit meiner Schwester telefoniert. Sie hat sofort gesagt: „Das klingt, als ob sie nicht genug zu essen bekommt. Gibt ihr doch mal ein bisschen Brei am Abend. Dann schläft sie durch.“ Meine Kursleiterin sagt, das ist Unsinn, weil wenn sie schwer essen, dann haben sie mehr mit der Verdauung zu tun. Und dann hat meine Schwester gesagt: „Wenn es daran nicht liegt, musst du sie einfach schreien lassen. Sie fängt sonst an, dich zu erziehen.“ Ja klar! Ich habe aufgelegt. Das konnte ich echt nicht gebrauchten. Warum wissen andere immer alles besser?

Freundin: Das geht mir genauso. Ich komme mir dann immer vor wie ein kleines Mädchen, das keine Ahnung hat. Die anderen bringen das immer so überzeugend rüber. Dabei wissen sie es aber oft gar nicht wirklich besser.

Junge Mutter: Mit Kind bekommst du noch viel mehr davon ab. Jeder hat Ratschläge.

Die Wurst

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Er: graue Fleecejacke, silbernes Haar – sie: Kurzhaarschnitt, runde Brille mit bunt gemusterten Bügeln, Wanderschuhe, sitzen beim gemeinsamen Mittagessen.

Sie: Meinst du, das ist jetzt fertig?

Er: Ich kann dir das gerne holen gehen.

Sie: Ich kann das auch selbst holen gehen.

Er: Ich gehe schon.

Sie: Wenn du es holen gehst, dann freue ich mich. Wir essen ja auch beide davon.

Er geht los und kommt wenige Minuten später mit einer Portion Currywurst-Pommes wieder.

Er: So, bitte schön.

Sie: Was für ein Service! Und Messer und Gabel gibt es auch dazu!

Er: Ja, und das ganz ohne Auftrag!

Sie: Toll, was ich hier alles kriege! Du willst doch auch, oder?

Er: Ja, ich will auch etwas davon.

Sie: Dann tu mal deinen Kuchen beiseite.

Er: Ja, gleich.

Sie: Aber es ist doch jetzt warm!

Einfach eine Frau

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Zwei Männer zwischen 50 und 60 beim Mittagessen. Einer mit nach hinten geöltem Haar und emarkantem Gesicht, mit dem er auch einen charismatischen Hollywood-Mafioso spielen könnte. Der andere im beigen Pullover, die dunkelgrauen Haare drehen sich im Nacken zu kleinen Locken.

Mann 1: Da bist du ja schon! Kannst du mir 200 Euro wechseln, die nehmen das in dem Laden gegenüber nicht an.

Mann 2: Ja, kann ich. Bei mir nehmen die das immer an.

Mann 1: Man riecht das wahrscheinlich: Ich habe gerade mein Aioli gemacht.

Mann 2: Machst du das mit oder ohne Ei?

Mann 1: Nein, das geht immer ohne, wie bei Mayonnaise. Einfach Knoblauch – ich hab kein Sonnenblumenöl gehabt.

Mann 2: Du kannst doch auch Olivenöl nehmen.

Mann 1: Nein, das mag ich nicht. Also Öl und Milch, ein bisschen Pfeffer. Das wars. Und ich habe zwei Gläser von diesen Shrimps aufgetaut, die ich gekauft habe.

Die Kellnerin, eine quirlige junge Frau mit Brille, Typ Germanistikstudentin, bringt eine Portion Rührei und ein Nudelgericht.

Kellnerin zu Mann 1: Der grüne Tee, den du mir besorgt hast, ist der Hammer!

Mann 1: Wie bitte?

Kellnerin: Der grüne Tee ist der Hammer!

Mann 2: Ich hatte schon verstanden, er – nickt in Richtung Mann 1 – ist der Hammer.

Kellnerin: Ja, das sowieso! Sie lacht beim Weggehen.

Mann 2: Sie ist so eine nette, offene Frau. Eine zum Mitnehmen, he!?

Mann 1: Hör auf damit. Sie ist nett zu uns, ich bin nett zu ihr – das ist alles.

Mann 2: Komm schon, da geht doch was! Sie ist eine Superfrau.

Mann 1: Jetzt hör auf damit, wirklich! Sie ist eine Frau, einfach eine Frau, ein Mensch.

Beziehungsweisen

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Beziehungen
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Ein Ende Zwanzigjähriger – brauner Hoodie mit Reißverschluss, Dreitagebart – sitzt am Nebentisch. Eine Frau um die 30 setzt sich dazu.

Sie: Wartest du schon lange?

Er: Ja, mindestens eine halbe Stunde. Ne, Scherz! Ich bin eben erst gekommen.

Beide bestellen hausgemachte Limonade.

Sie: Du hast mir übrigens nach dem letzten Abend geschrieben: „Ich hoffe, du bist noch mit einem schlechten Gefühl nach Hause gegangen.“

Er: Scheiß Autokorrektur!

Sie: Ich dachte mir schon, dass das „nicht“ heißen soll. Aber sehr lustig, dass es trotzdem ein grammatikalisch sinnvoller Satz war. Ich hätte nicht gedacht, dass du dich meldest, nach dem Abend. Also, es ist so: Ich habe verschiedene Beziehungen. Mit der einen bin ich verheiratet. Alle wissen natürlich über die anderen Bescheid. Ich finde dich großartig, von Anfang an. Aber ich fände es schön, wenn das zwischen uns unkompliziert bleiben würde.

Er: Das wünsche ich mir auch.

Sie: Ich möchte mit dir befreundet sein können.

Er: Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Sie: Mehr kann ich mir im Moment nicht vorstellen. Ich glaube, ich würde dem nicht gerecht werden, dadurch das ich schon drei Beziehungen habe. Ich habe da im letzten Jahr eine komische Erfahrung gemacht. Ich habe immer gesagt: Ich kann dir nichts versprechen. Er hat das bejaht, aber hat dann doch immer etwas anders von mir erwartet. Und jetzt habe ich keinen Kontakt mehr mit ihm. Er ist ein ganz anderer Typ als du, aber das sind Dinge, über die ich mir Gedanken mache.

Er: Mach dir keine Sorgen!

Sie: Du hast Benni auch kennengelernt, meinen Mann. Ich habe ihn dir mal vorgestellt. Dann gibt es noch Markus und Steffen. Die drei kennen sich, aber haben keinen Kontakt. Ich fände es cool, wenn du einfach zu uns nach Hause kommen könntest, ohne dass es komisch ist. Man weiß nie was passiert. Aber das wäre mir wichtig. Ich weiß nicht, wie viele Leute du kennst, die so was machen.

Er: Ich habe das selbst auch schon ausprobiert.

Sie: Und?

Er: Ja, ist eine Erfahrung, man kann viel daraus lernen. Es war im Prinzip auch cool. Damals war die Beziehung am wichtigsten, sie stand im Vordergrund. Wir haben dann zusammen ausprobiert, gesagt: Lass uns mal gemeinsam gucken.

Sie: Ich muss jetzt nicht vor den Augen der anderen Beziehung küssen. Wir reden darüber, aber das ist alles. Ich habe einmal gesehen, wie Benni geknutscht hat. Das war nicht schlimm, aber ich muss es nicht jeden Tag sehen. Wir reden über alles, das andere muss nicht sein.

Er: Wenn man die Dinge komplett offen lässt, dann macht sich eh jeder seinen eigenen Film – und dann crasht alles.

Sie: Es gibt auch Leute, die sind zusammen und sagen: „Du machst das, was du willst, ich mache was ich will – aber lass uns nicht darüber reden.“ Das kann ich nicht. Ich sage gar nicht, dass das schlechter wäre. Aber das wäre nichts für mich. Ich finde das jetzt auch nicht immer einfach. Manchmal bin richtig schlecht darin, mit Eifersucht umzugehen. Aber das ist es mir allemal wert. Also Benni zum Beispiel kann viel besser damit umgehen.

Er: Ich merke auf jeden Fall: Du hast eine sehr, sehr spannende Seite. Ich habe gerade erste eine lange Beziehung hinter mir, habe nicht das Bedürfnis, mich direkt wieder hineinzuschmeißen, insofern bin ich locker.

Sie: Manchmal finde ich Bonn überhaupt nicht geeignet dafür. Deswegen stehe ich so auf große Städte, weil das einfacher ist.

Er: Stimmt schon, hier kennt man sich eigentlich.

Sie: Deswegen ist das praktisch, wenn sich das so auf verschiedene Städte verteilt. Aber ich habe mich trotzdem total gefreut, dass du dich gemeldet hast. Ich hatte gar kein schlechtes Gefühlt oder komisches – ich hätte das nach dem Abend nur nicht gedacht. Es geht gar nicht so gut, aus diesen Gläsern hier zu trinken.

Sie hält das Einmachglas hoch, in dem die Limonade serviert wurde.

Er: Ja, da hat man direkt den Löffel im Auge.

Sie: Ich habe gerade immer morgens, weil ich so viel Bahn fahre, Plastikbecher mit Tee dabei. Das ist bestimmt ganz schlecht. Vielleicht ist so ein Glas eine Alternative.

Küchenhelfer und Ganzkörpermassagen

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Thermomix
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Eine junge Frau Mitte/Ende 20, wasserstoffblonder Kurzhaarschnitt, setzt sich mit einer älteren Frau, vermutlich ihrer Mutter, an den Nebentisch.

Mutter: Guck mal, hier gibt es Bruschetta.

Tochter: Bestell es dir, wenn du Bock drauf hast.

Mutter: Du auch?

Tochter: Nein danke.

Beide schweigen sich eine Weile lang an.

Mutter: Magst du wirklich nichts?

Tochter: Morgen wollen wir dann Gnocchi machen.

Mutter: Auch in dem Teil?

Tochter: Ja, den Teig.

Mutter: Das ist aus gekochten Kartoffeln, oder?

Tochter: Ja. Gestern habe ich Brot gebacken.

Mutter: In dem Ding?

Tochter: Ja, den Teig. Das Brot muss dann in den Ofen. Ich hatte schon mehr Salz in den Teig gemacht, aber meiner Meinung nach musste noch mehr dran.

Mutter: Wie viel Salz hast du denn drauf gemacht?

Tochter: Einen Teelöffel, anderthalb? Wir haben extra eine Kuchenbackform gekauft dafür. Der Teig zerläuft ja sonst. Ja, mal gucken, was das Ding so kann. Das ist schon krass: Du tust da eine Zwiebel rein und innerhalb einer Minute ist die zerhackt, tust Öl dazu und in einer Minute ist sie angeschwitzt. Als wir die Hackbällchen gemacht haben, ist das aber an einer Stelle angebrannt. Da müssen wir jetzt mal gucken, ob das immer an der gleichen Stelle passiert.

Mutter: Na ja, da bin ich ja mal gespannt…

Die Kellnerin bringt für die Tochter einen Latte macchiato, für die Mutter eine kleine Tasse Kaffee.

Tochter: Das einzige, was scheiße ist, ist dass du den Topf von Aldi nicht in die Spülmaschine tun kannst, bei Thermomix kannst du das. Und der richtige Thermomix hat die Waage in dem Topf, unserer hat sie daneben. Also bisher bin ich absolut begeistert. Die Hackbällchen waren extrem lecker und schnell. Martin hält das Ding immer noch für eine Spielerei und rausgeschmissenes Geld.

Mutter: Hast du seitdem mehr eingekauft?

Tochter: Nee, aber mehr gekocht.

Mutter: Aber darüber freut er sich doch sicherlich.

Tochter: Ja, das stimmt.

Die Kellnerin bringt die Bruschette.

Tochter: Wir haben ja Freunde, die haben den richtigen Thermomix. Das ist schon toll. Trotzdem sind wir überrascht, was unserer alles kann. Zum Beispiel mahlen. Für das Brot habe ich da einfach die Körner reingeschmissen – und ein paar Minuten waren die gemahlen.

Mutter: Hast du denn wohnungstechnisch alles geschafft?

Tochter: Ja fast. Wir wollen halt seit anderthalb Wochen mal den Keller putzen.

Mutter: Magst du denn ein Stück probieren?

Tochter: Ja, gleich… Jetzt dachte ich, ich tue mir am Mittwoch mal was Gutes und gehe zur Thai-Massage. Eine vom Kickboxen hatte davon erzählt. Das geht 45 Minuten und kostet 32 Euro. Ich habe mir das auf der Seite angeschaut. Da stand „Thai-Massage“ und darunter „Rückenmassage“. Ich habe sie dann gefragt: „Wie, eine Thai-Massage ist keine Rückenmassage? Wo fassen die einen denn dann an?“ Sie: „Alles außer deine Brüste.“ Ich: „Wie, ich liege dann da in Unterwäsche?“ Sie: „Nee, nur in Unterhose.“ Ich so: „Nee, dann also definitiv keine Thai-Massage für mich!“ Jetzt muss ich mir etwas anderes überlegen.

Die Mutter schiebt ihrer Tochter den Teller mit der Bruschetta hin. Die schneidet sich ein kleinen Stück ab und schiebt es zörgerlich mit der Gabel in den Mund.

Mutter: Wenn du noch was möchtest, gern! Das Problem ist, dass das Brot so trocken ist.

Tochter: Weihnachten liegt ja so beschissen dieses Jahr.

Mutter: Ja?

Tochter: Wir haben nur einen Feiertag, das ist der Montag.

Erwachsene Kinder

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Erwachsene Kinder
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Eine Frau, Ende vierzig in dezent gemusterter Bluse, den blauen Pullover über die Schultern gelegt und vor dem Brustbein verknoten, sitzt mit einem etwa gleichaltrigen Mann mit silbernem Haar, kleinkariertem grauen Hemd und Brille beim Mittagssnack.

Sie: Wir fliegen von Köln-Bonn über London nach San Fransico. Finn hat da einen Freund aus Australien. Da sind wir dann drei Tage lang, dann 20 Tage im Yosemite National Park und so weiter. Also jedenfalls fünf verschiedene Nationalparks. Ich weiß nicht genau, wie die heißen. Finn hat einen SUV gemietet, der ein Dachzelt hat und einen Innenschlafraum. Unter der Heckklappe ist eine multifunktionale Bordküche. Ich habe ja keine Outdoor-Erfahrung. Ich denke, es ist gut, dass ich Sport mache, joggen gehe, dass ich fit bin.

Er: Ich habe von den USA gar keine Ahnung. Zu Camping in Deutschland kann ich dir etwas sagen.

Sie: Mein Vorteil ist, dass mein Jüngster super vorbereitet ist. Der hat eine Plan, eine Route, alles. Ich bin das erste Mal drei Wochen am Stück weg. Das wird nicht ganz preiswert. Finn sagt auch: „Mama, dann gibt es eben drei Wochen Beans und Spaghetti.“ Wenn wir wandern gehen, müssen wir die Vorräte in bärensichere Schließfächer tun.

Er: Der klopft dann einfach ans Fenster, oder was?

Sie: Ne, der soll angeblich nicht kommen, wenn man da ist.

Er: Weiß der Bär das?

Sie: Finn sagt: „Mama du nervst, das ist der weltweit meistbesuchte Nationalpark. Da passiert doch nichts.“

Er: Er hat wahrscheinlich recht. Das Einzige, was passieren kann, ist, dass es abends langweilig wird.

Sie: Ich befürchte, dass wir abends nach dem Programm so platt sind, dass uns das aus nichts ausmachen wird. Ich nehme ein kleines Notfallpaket mit, denke ich.

Er: Blasenpflaster sind immer gut.

Sie: Ich denke, dass Wasser das Wichtigste ist.

Er: Mein Tipp: Immer weniger mitnehmen, als man meint.

Sie: Ich habe eine Mischung aus Reisetasche und Koffer. Ich war bei Globetrotter und habe mich beraten lassen, was ich als Handgepäck und Daypack nehmen kann. Ich habe da einen Rucksack gesehen. Das sind so Kleinigkeiten, die vorbereitet werden müssen. Ich bin froh, dass keine Animositäten zwischen den Geschwistern gibt. Die anderen sagen: „Mama, mach das.“ Das ist schon schön, mit dem eigenen Sohn unterwegs zu sein. Auf der anderen Seite fühle ich mich unsicher. Er hat mir einen Trail gezeigt, da muss man Reisetabletten gegen den Schwindel mitnehmen, so steil geht es seitlich hinab. Ich habe gesagt: „Da gehe ich nicht lang“.

Er: Er muss akzeptieren, dass er auch allein gehen oder sich mit anderen zusammentun muss.

Sie: Was mich beruhigt, ist, dass er kein Greenhorn ist. Er hat für sein Alter schon viel Erfahrung. Er fotografiert gerne, auch spektakulär. Das sehe ich mit gemischten Gefühlen. Mit mit den Kindern vereisen und die lehnen sich irgendwo drüber, um spektakuläre Fotos zu machen: Das kann ich mir immer noch nicht anschauen. Mit den Ältesten war ich spontan an diesem See in Italien, wo Christo seine Installation gemacht hat. Das war großartig. Allein mit den Kindern unterwegs: Das waren zwei sehr intensive Tage. Ist Lara eigentlich zurück?

Er: Ja, genau.

Sie: Und, die Reintegration ist immer etwas schwierig, oder? Das habe ich bei meinen gelernt.

Er: Ja, da ist schon eine gewisse Traurigkeit. Sie hat das so erklärt: Sie hat sich dort ein Leben aufgebaut, das musste sie jetzt verlassen. Sie weiß nicht genau, was machen sie soll, überlegt Sonderpädagogik zu studieren, macht aber erst mal Praktika.

Sie: Meine beste Schulfreundin, die in Kiel lebt, ist Sonderpädagogin und nur am Jammern: „Während ich vorher am Kind und mit dem Kind gearbeitet habe, sitze ich hier in den Klassen.“ Sie hält gar nichts von der Inklusion, solange die richtigen Strukturen nicht geschaffen werden.

Er: Ich versuche immer, Lara dahingehend zu beraten, dass sie sich in Richtung Regelschule orientiert. Aber davon will sie nichts wissen.

Sie: Vielleicht wird sie später noch wechseln. Für Sonderpädagogen ist es heute unheimlich schwer.

Er: Sie hat in ihrem Sozialen Jahr jetzt Erfahrungen gemacht. Sie sagt: „Ich kann das, ich kann mir das zutrauen.“ Es war natürlich sehr familiär dort, kein Work and Travel oder so. Lara braucht Strukturen, Menschen, die sie kennt. Das hatte sie dort, ein Nest.

Sie: Und der Paul?

Er: Der hat noch zwei Schuljahre.

Sie: Ach ja, nochmal Abifeier und das alles. Ich dachte, du wärst damit schon durch.

Er: Grrr, da freue ich mich jetzt schon drauf

Sie: Aber ihr macht mit ihm gemeinsam was, in den Ferien?

Er: Ja, ich denke schon.

Sie: Ich habe jetzt in Barcelona meine erste Hostel-Erfahrung gemacht. Ich habe mich vorher immer gefragt, was meine Kinder daran finden. Das Zusammentreffen mit anderen Leuten, Englisch als allgemeine Sprache, ein Netzwerk, von dem du zum Teil auch später noch was hast: Das ist schon toll. Du sitzt mit anderen an Tischen, kommst ins Gespräch. Das ist ganz anders als im Hotel. Dabei kommt gar nicht so sehr aufs Geld an, es ist ein Teil des Urlaub für die jungen Leute. Es geht mehr darum, über den Tellerrand zu blicken. Das war wirklich auch ein super Hostel. Pia meinte: Deine erste Erfahrung und dann direkt im Luxushostel!“ Das war trotzdem spottbillig.

Er: Ich bin auch nicht viel rumgekommen. Jedenfalls überlegen wir jetzt, ob wir umbauen. Wir richten Lara ein neues Zimmer ein, wenn sie noch ein paar Jährchen bleibt.

Sie: Das würde ich nicht forcieren. Es kann sein, dass sie schnell merkt, das die Fahrzeit nervt oder sie möchte auch mehr Teil der Studenten sein. Seitdem der Julius ein WG-Zimmer hat, ist das für ihn ein ganz anders Leben, mit den anderen vor Ort. Ich glaube, das ist auch gut für die Kinder, aber natürlich mit Kosten verbunden.

Er: Mal sehen, ich könnte die Kinderetage natürlich auch als Hostelzimmer vermieten.

Liebesgelübde

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Sieben Frauen um die 30 sitzen dicht gedrängt um den tiefen Tisch eines Bahnhofcafés und trinken Latte macchiato, heiße Schokolade, alle tragen Jeans und T-Shirt, die Mehrheit hat mehr oder weniger stark blondierte Haare.

Frau 1: Meine Eltern haben einen Bekannten, der hat alles verkauft – das Haus, das Auto – und sich ein Boot gekauft, auf dem er jetzt lebt. Meine Eltern haben gemeint, das wollen sie auch. Da habe ich gesagt: „Auf keinen Fall! Was, wenn bald Enkelkinder da sind. Du hast uns früher immer zur Oma gegeben. Das will ich auch.“

Frau 2: Glaubst du denn, die machen das wirklich?

Frau 1: Nein, ich glaube, die haben das nur so dahingesagt. Aber wer weiß. Das werde ich auf jeden Fall nicht zulassen.

Frau 3 blättert in einer Ausgabe der „InTouch“: So ein Blödsinn! Da trinkst du ein paar Smoothies und dann geht deine Cellulite weg? Wobei, die hier sollte lieber nicht so kurze Hotpants tragen! Sie zeigt das Heft in die Runde.

Frau 1: Ich finde, ein bisschen länger wäre schöner gewesen, okay. Aber nur weil du nicht so schöne Haut hast, musst du doch nicht immer in knielangen Sachen rumlaufen.

Frau 3: Aber wenn du einen dicken Bauch hast, trägst du den doch auch nicht nackt vor dir her.

Frau 1: Du bist auch so eine richtige Frau. Du guckst da hinterher und denkst: Wie kann die nur! Aber was macht ein Mädel, das etwas dicker ist, wenn sie ins Schwimmbad gehen will? Auch alles verstecken?

Frau 3: Ja gut, im Schwimmbad ist das was anderes.

Frau 1: Wenn sie sich so anziehen will, ist es doch vollkommen in Ordnung, selbstbewusst zu sein.

Frau 3: Ich bin mit Jungs groß geworden, ich weiß wie die labern.

Frau 1: Ich würde mich nicht nur wegen der Gesellschaft dazu zwingen, Sachen nicht anzuziehen.

Frau 3: Anne, ich hab mein Outfit für deine Hochzeit! Sie hält eine Seite mit Promis in Roter-Teppich-Roben hoch.

Frau 4: Aber das ist doch fast weiß!

Frau 1: Die gute Freundin von mir, die heiratet, hat gesagt, wir drei Mädels sollen etwas Gleiches anziehen. Aber wir haben nicht so viel Geld, um uns alle das gleiche Kleid zu kaufen. Außerdem gefällt der einen bestimmt nicht, was den anderen gefällt. Wir haben jetzt überlegt, eine Sache gleich zu kaufen. Aber die muss ja zu allen drei Kleiderfarben passen. Wir haben an weiße Blumen im Haar gedacht. Aber darfst du als Nicht-Braut eine weiße Blume im Haar haben?

Frau 5: Das ist doch heute gar nicht mehr so strikt.

Frau 3: Guck doch einfach, wenn ihr alle euer Outfits habt, welche Farbe ihr nehmen könnt, die zu allen passt.

Frau 1: Andere Frage: Wie viel Geld schenkt man? Meine Mutter sagt: „ 50 Euro musst du allein für das Essen geben“. Aber wir sind alle Studenten. Die Trauzeugin hat gesagt, sie schenkt eine Polaroid-Kamera und das war’s.

Frau 3: Echt? Marius Trauzeuge hat 500 Euro gegeben. Wir haben bei uns ganz genau aufgeschrieben, wer wie viel gegeben hat. Das musst du auf jeden Fall machen. Weil, wenn du dann dort eingeladen bist…

Frau 2: Aber du musst auch das ganze Outfit und so weiter bezahlen. Es ist ja auch richtig, zu einer Hochzeit gut angezogen zu gehen, du machst dich doch heutzutage selten genug so fein.

Frau 1: Bringt Tina ihren Freund mit?

Frau 2: Ich weiß nicht, sie sind ja noch nicht so lange zusammen.

Frau 1: Ist das noch nicht spruchreif?

Frau 2: Doch, doch. Der ist sehr nett.

Frau 1: Wie alt ist sie jetzt?

Frau 2: 29.

Frau 3: Was? Ich hätte die auf 25 geschätzt.

Frau 2: Ich finde es ganz komisch, dass jetzt bei mir schon die Drei davor steht. Das ging so schnell jetzt.

Frau 3: Ich weiß noch, ich war mit Minis jüngerer Schwester befreundet. 31 war für mich alt. Mini hat in ihrer Einzimmerbude gewohnt, hatte noch keinen Mann abgecheckt, keine Kinder. Das fand ich krass. Das habe ich ihr dann auch so gesagt. Von da an war sie nicht mehr so gut auf mich zu sprechen. Lacht. Und jetzt bin ich fast 30. Okay, ich bin verheiratet, aber sonst?

Frau 4: Es kommt eben immer was dazwischen.

Frau 5: Ich kann ja nicht aufhören zu studieren, anfangen zu arbeiten, ein Jahr arbeiten und dann zu meinem Chef sagen: „Übrigens, ich bin schwanger“. Das geht einfach nicht.

Frau 1: Meine Cousine hat am See am Strand geheiratet.

Frau 3: Oh, das ist romantisch! Mein Vater hat gesagt: „Unter freiem Himmel geheiratet wird nicht. Du brauchst was über dem Kopf.“ Deswegen die Kirche. Ich habe einen Glauben, aber die Kirche ist schon ein bisschen Scharlatanerie. Die machen auch viel Gutes. Ich glaube, es gibt Schlechteres. Aber das war schon anstrengend mit denen. An einer Stelle bei den Vorgesprächen habe ich zum Pfarrer gesagter: „Ich glaube, ich heirate lieber evangelisch, ihr Katholiken seid mir zu anstrengend!“

Frau 5: Wollt ihr euch denn ein persönliches … Wie heißt das? Liebesversprechen?

Frau 4: Liebesgelübde?

Frau 3: Ehegelübde!

Frau 5: Genau! Ehegelübde geben?

Frau 2: Ich glaube, ich kann an dem Tag gar nichts selbst machen. Ich würde mich fremdschämen.

Kaffee ohne Sätze

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An einem Donnerstagvormittag:

Bei Starbucks reden die Menschen am Nebentisch nicht. Sie sitzen vereinzelt in tiefen Sesseln vor kleinen Tischen und großen Kaffeebechern, einige schauen nach draußen, andere auf Bildschirme – und schweigen.