Liebesgelübde

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Sieben Frauen um die 30 sitzen dicht gedrängt um den tiefen Tisch eines Bahnhofcafés und trinken Latte macchiato, heiße Schokolade, alle tragen Jeans und T-Shirt, die Mehrheit hat mehr oder weniger stark blondierte Haare.

Frau 1: Meine Eltern haben einen Bekannten, der hat alles verkauft – das Haus, das Auto – und sich ein Boot gekauft, auf dem er jetzt lebt. Meine Eltern haben gemeint, das wollen sie auch. Da habe ich gesagt: „Auf keinen Fall! Was, wenn bald Enkelkinder da sind. Du hast uns früher immer zur Oma gegeben. Das will ich auch.“

Frau 2: Glaubst du denn, die machen das wirklich?

Frau 1: Nein, ich glaube, die haben das nur so dahingesagt. Aber wer weiß. Das werde ich auf jeden Fall nicht zulassen.

Frau 3 blättert in einer Ausgabe der „InTouch“: So ein Blödsinn! Da trinkst du ein paar Smoothies und dann geht deine Cellulite weg? Wobei, die hier sollte lieber nicht so kurze Hotpants tragen! Sie zeigt das Heft in die Runde.

Frau 1: Ich finde, ein bisschen länger wäre schöner gewesen, okay. Aber nur weil du nicht so schöne Haut hast, musst du doch nicht immer in knielangen Sachen rumlaufen.

Frau 3: Aber wenn du einen dicken Bauch hast, trägst du den doch auch nicht nackt vor dir her.

Frau 1: Du bist auch so eine richtige Frau. Du guckst da hinterher und denkst: Wie kann die nur! Aber was macht ein Mädel, das etwas dicker ist, wenn sie ins Schwimmbad gehen will? Auch alles verstecken?

Frau 3: Ja gut, im Schwimmbad ist das was anderes.

Frau 1: Wenn sie sich so anziehen will, ist es doch vollkommen in Ordnung, selbstbewusst zu sein.

Frau 3: Ich bin mit Jungs groß geworden, ich weiß wie die labern.

Frau 1: Ich würde mich nicht nur wegen der Gesellschaft dazu zwingen, Sachen nicht anzuziehen.

Frau 3: Anne, ich hab mein Outfit für deine Hochzeit! Sie hält eine Seite mit Promis in Roter-Teppich-Roben hoch.

Frau 4: Aber das ist doch fast weiß!

Frau 1: Die gute Freundin von mir, die heiratet, hat gesagt, wir drei Mädels sollen etwas Gleiches anziehen. Aber wir haben nicht so viel Geld, um uns alle das gleiche Kleid zu kaufen. Außerdem gefällt der einen bestimmt nicht, was den anderen gefällt. Wir haben jetzt überlegt, eine Sache gleich zu kaufen. Aber die muss ja zu allen drei Kleiderfarben passen. Wir haben an weiße Blumen im Haar gedacht. Aber darfst du als Nicht-Braut eine weiße Blume im Haar haben?

Frau 5: Das ist doch heute gar nicht mehr so strikt.

Frau 3: Guck doch einfach, wenn ihr alle euer Outfits habt, welche Farbe ihr nehmen könnt, die zu allen passt.

Frau 1: Andere Frage: Wie viel Geld schenkt man? Meine Mutter sagt: „ 50 Euro musst du allein für das Essen geben“. Aber wir sind alle Studenten. Die Trauzeugin hat gesagt, sie schenkt eine Polaroid-Kamera und das war’s.

Frau 3: Echt? Marius Trauzeuge hat 500 Euro gegeben. Wir haben bei uns ganz genau aufgeschrieben, wer wie viel gegeben hat. Das musst du auf jeden Fall machen. Weil, wenn du dann dort eingeladen bist…

Frau 2: Aber du musst auch das ganze Outfit und so weiter bezahlen. Es ist ja auch richtig, zu einer Hochzeit gut angezogen zu gehen, du machst dich doch heutzutage selten genug so fein.

Frau 1: Bringt Tina ihren Freund mit?

Frau 2: Ich weiß nicht, sie sind ja noch nicht so lange zusammen.

Frau 1: Ist das noch nicht spruchreif?

Frau 2: Doch, doch. Der ist sehr nett.

Frau 1: Wie alt ist sie jetzt?

Frau 2: 29.

Frau 3: Was? Ich hätte die auf 25 geschätzt.

Frau 2: Ich finde es ganz komisch, dass jetzt bei mir schon die Drei davor steht. Das ging so schnell jetzt.

Frau 3: Ich weiß noch, ich war mit Minis jüngerer Schwester befreundet. 31 war für mich alt. Mini hat in ihrer Einzimmerbude gewohnt, hatte noch keinen Mann abgecheckt, keine Kinder. Das fand ich krass. Das habe ich ihr dann auch so gesagt. Von da an war sie nicht mehr so gut auf mich zu sprechen. Lacht. Und jetzt bin ich fast 30. Okay, ich bin verheiratet, aber sonst?

Frau 4: Es kommt eben immer was dazwischen.

Frau 5: Ich kann ja nicht aufhören zu studieren, anfangen zu arbeiten, ein Jahr arbeiten und dann zu meinem Chef sagen: „Übrigens, ich bin schwanger“. Das geht einfach nicht.

Frau 1: Meine Cousine hat am See am Strand geheiratet.

Frau 3: Oh, das ist romantisch! Mein Vater hat gesagt: „Unter freiem Himmel geheiratet wird nicht. Du brauchst was über dem Kopf.“ Deswegen die Kirche. Ich habe einen Glauben, aber die Kirche ist schon ein bisschen Scharlatanerie. Die machen auch viel Gutes. Ich glaube, es gibt Schlechteres. Aber das war schon anstrengend mit denen. An einer Stelle bei den Vorgesprächen habe ich zum Pfarrer gesagter: „Ich glaube, ich heirate lieber evangelisch, ihr Katholiken seid mir zu anstrengend!“

Frau 5: Wollt ihr euch denn ein persönliches … Wie heißt das? Liebesversprechen?

Frau 4: Liebesgelübde?

Frau 3: Ehegelübde!

Frau 5: Genau! Ehegelübde geben?

Frau 2: Ich glaube, ich kann an dem Tag gar nichts selbst machen. Ich würde mich fremdschämen.

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