Kein Erziehungserfolg!

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Eine junge Mutter sitzt mit ihrem einige Monate alten Baby und einer Freundin bei zwei Tassen Cappuccino zusammen. Sie mit grauem Wollpullover in Übergröße und Ugg Boots. Die Freundin ist komplett in schwarz gekleidet und hat ihre Haare zu einem dünnen Dutt am Hinterkopf gebunden.

Junge Mutter: Ich glaube, es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt für mich, mit dem Abpumpen anzufangen.

Freundin: Du musst schon eine Weile pumpen, bis der Spendereflex einsetzt. Es ist etwas ganz anderes, ob die Pumpe oder das Kind saugt. Das ist aber eigentlich eine super Pumpe!

Junge Mutter: Ich habe überlegt, mir eine Elektropumpe verschreiben zu lassen.

Freundin: Ich fand das total gut mit der Handpumpe.

Junge Mutter: Meine Frauenärztin meinte, es ist oft auch Kopfsache bei den Frauen dass sie das eigentlich nicht wollen und es deswegen nicht funktioniert, egal mit welcher Pumpe. Aber ich wollte es trotzdem mit der Elektropumpe ausprobieren. Und es hat funktioniert. Es ist auch beruhigend zu sehen, wie viel da in zehn Minuten rauskommt. Ich denke jetzt: Okay, das ist eine ganze Menge. Vorher habe ich beim Stillen immer gedacht: In nur fünf Minuten kann sie doch nicht satt werden.

Freundin: Probier die Handpumpe nochmal! Ich fand die so schön. Nicht, dass du denkst, ich hätte dir irgendeinen Schrott gegeben. Wie geht es dir denn?

Junge Mutter: Sie schläft halt nur zwei bis drei Stunden am Stück. Ich habe mir immer Gedanken darüber gemacht, ob ich irgendetwas falsch mache. Alle zwei, drei Wochen habe ich so einen Ausflipper, ich kann dann nicht mehr. Tagelang bin ich ganz normal, weil ich alles kompensieren kann. Für Marius ist das immer ein Schock, wenn ich dann plötzlich ausraste. Inzwischen habe ich mich aber damit abgefunden. Es wird etwas besser, weil ich geschnallt habe, dass es kein Erziehungserfolg ist, wenn dein Kind länger schläft. Es ist eben entweder so oder so.

Freundin: Es ist auch nicht normal, dass ein Kind zehn Stunden am Stück schläft. Ich habe dir ja von dem Baby meiner Schwiegermutter erzählt. Die hat immer geschlafen, immer, in der Tasche, überall. Die ist auch heute noch so, sitzt einfach ruhig da, schon auch ein bisschen kümmerlich.

Junge Mutter: Ich denke: Dafür haben wir sonst so ein Glück. Alles ist super. Aber wenn eine in den Raum kommt mit strahlenden Augen und sagt: „Mein Kind schläft schon durch“ – das setzt die anderen unter Druck. Ich bin in so einem Babykurs. Die Frau, die den leitet, hat auch gesagt: „Das ist kein Erziehungserfolg“.

Freundin: Schläft sie bei euch im Bett?

Junge Mutter: Ja. Am Anfang hatte ich sie in der Babybay neben unserem Bett. Aber irgendetwas in mir hat gesagt: „Hol sie wieder zu dir!“ Es nervt mich, dass das mit dem Schlafen immer thematisiert wird. Gestern habe ich mit meiner Schwester telefoniert. Sie hat sofort gesagt: „Das klingt, als ob sie nicht genug zu essen bekommt. Gibt ihr doch mal ein bisschen Brei am Abend. Dann schläft sie durch.“ Meine Kursleiterin sagt, das ist Unsinn, weil wenn sie schwer essen, dann haben sie mehr mit der Verdauung zu tun. Und dann hat meine Schwester gesagt: „Wenn es daran nicht liegt, musst du sie einfach schreien lassen. Sie fängt sonst an, dich zu erziehen.“ Ja klar! Ich habe aufgelegt. Das konnte ich echt nicht gebrauchten. Warum wissen andere immer alles besser?

Freundin: Das geht mir genauso. Ich komme mir dann immer vor wie ein kleines Mädchen, das keine Ahnung hat. Die anderen bringen das immer so überzeugend rüber. Dabei wissen sie es aber oft gar nicht wirklich besser.

Junge Mutter: Mit Kind bekommst du noch viel mehr davon ab. Jeder hat Ratschläge.

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  1. Gut, dass es immer auch die vernünftigen gibt, die eine beruhigen und zuhören, statt ungefragt Ratschläge zu verteilen. Ja, als Mutter und Eltern lernt man spätestens sich ein eigenes Urteil zu bilden.

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