Zwei Nerds um die 30 sitzen sich am Nebentisch gegenüber. Er trägt schwarze Kordhose, graues Hemd, Nerdbrille; sie schwarze Stoffhose, schwarzen Rollkragen-Pulli, darüber eine lange graue Strickjacke, Brille mit schmalem Rand, die langen schwarzen Haare zum Pferdeschwanz gebunden.
Sie: Ich habe meinen Kuchen nicht bekommen.
Er: Was soll ich tun? Schreien? Auf den Boden werfen? Um Hilfe rufen?
Sie: Nein danke.
Er: Oder: Das allgemeingültige Zeichen für Hilfe machen?
Fuchtelt mit den Armen.
Sie: Was?
Er: Na, Team America.
Sie: Hä?
Er: Der Film?
Sie: Kenne ich nicht, habe ich noch nicht mal was von gehört.
Er: Wie, den kennst du nicht? Den musst du aber kennen!
15 Minuten später
Er: Du hast die Gabel ausgesaugt – bis zum letzten Schokoatom … Sollen wir zum eigentlichen Thema dieses Treffens kommen?
Sie: Ich war überrascht, dass du das angesprochen hast. Um es direkt zu sagen: Ich treffe mich gerne mit dir. So wie es jetzt ist. Aber ich will nicht mehr. Ich hoffe, ich habe mich nicht so verhalten, dass es etwas anderes nahelegt.
Er: Ich habe es angesprochen, weil ich es ansprechen wollte, nicht, weil sich etwas ändern muss.
Sie: Soll ich mich anders verhalten?
Er: Ich kann mit einem Nein sehr gut leben. Ich hatte nur keine Lust, anderthalb Jahr hinter jemandem her zu sein und immer zu hoffen: Vielleicht klappt es ja doch. Deswegen habe ich mir gedacht, dass ich die Situation ansprechen sollte. Wenn man es Jahre gären lässt, ist das blöd.
Sie: Stimmt. Das ist für beide Seiten schlechter. Daran kann eine Freundschaft kaputt gehen, was schade wäre.
Er: Was definitiv schade wäre.
Sie: Ich habe nicht angenommen, dass du dich auf den Boden wirfst und anfängst zu weinen.
Er: Nicht? Soll ich?
Sie: Nein, das wäre mir sehr unangenehm,
Er: Oder so: Willst du mich heiraten? Wie in Frozen.
Sie: What?
Er: Keine Angst: Im not going to.
Sie: So ist es.
Er: Thema klar?
Sie: Yeah! … Also, nicht „yeah“. Yeah, für erledigt!
Beide schweigen.
Er: Dienstagabend Oper steht, richtig?
Sie: Von wem ist die noch?
Er (zückt sein Smartphone): Warte, ich schaue nach. Zitat eines Freundes: „Wenn du Puccini sagst, stimmt es fast immer“.
Sie: Zumal wir wissen, dass sie nicht von Verdi ist, richtig?
Er (hält sein Smartphone hoch): Hallo, ich habe LTE!
Sie: Weiß dein Handy das? Weiß es der LTE-Mast?
Er: Roméo und Juliette von Charles Gounod. Libretto, lyrischer Koloratursopran, dramatische Symphonie, interessant.
Sie: Klingt gebildet.
Er: Eher nach Bullshit-Bingo. Das geht übrigens auch super bei der Arbeit.
Sie: Das würde ich mich nicht trauen. Aber wenn bei uns die Marketing-Leite anfangen … „Key-Visual“.
Er: Oder „Cross Selling“.
Sie: Was ist das nochmal?
Er: Ich schaue mal nach, bevor ich etwas Falsches behaupte. Zückt wieder sein Smartphone. Der Verkauf von sich ergänzenden Produkten. Ich verkaufe A, dazu passt perfekt B und es kommt noch der Consultant dazu.
Sie: Genau, das ist aber enorm wichtig, weil die Margen für Software nicht so groß sind.
Er: Stimmt. Am Montag geht die 40-Stunden-Woche los? Das ist schon eine Umstellung, wenn man das noch nie hatte.
Sie: Ich fürchte, da muss man dann eben priorisieren.
Er: Es fallen eben Sachen hinten runter, wo man sagt: nope, nope und nope.
Sie: Gut, dann wird bei mir eben nicht mehr geputzt und aufgeräumt.
Er: Das sind alledings Sachen, die bei mir ganz oben stehen.
Gefriert Dir da nicht manchmal der Stift in den Händen?
Wieso? Die beiden sind doch eigentlich ganz süß…